Soweit die Füsse
tragen, sollte man sie benutzen. Im Alter tragen sie dich zunehmend weniger
weit. Die tägliche Gehstrecke älterer Menschen nimmt fatalerweise ab. Fatal
deswegen, weil die tägliche Motorik nachweislich lebensverlängernd und
gesunderhaltend wirkt.
Man sollte an
einem Ort sich niederlassen, wo tägliche Gehstrecken von mindestens 300 Metern
mehrfach täglich zurückzulegen sind. Zur Erledigung von täglichen Bedürfnissen.
Oder man benutzt das Fahrrad solange die Gleichgewichtsorgane noch nicht rinks
mit lechts velwechsern.
Das bringt mich
zum Thema Tanzen. Ich habe das rasend gerne gemacht und zwar ohne vorgegebene
Muster wie es der Walzer, der Cha-Cha-Cha, der Tango und die ganzen Klassiker
oder sogenannten Modernen vorschreiben. Meiner Meinung nach ist das eher was
für unentspannte Krampfhennen (und –hähne), die keine eigene Phantasie
besitzen. Ich finde es geht sogar der Ur-Intention des Tanzens zuwider,
entsprungen einer verklemmten Bourgeoisie, die sich nicht ganz traute sich
selber einen Ausdruck zu verleihen. Oder ist der klassische Tanz etwa genau
dieser Ausdruck deren Selbstverständnisses? Das ist eigentlich so egal, dass es
schmerzt, weil: es ist Vergangenheit. Hier geht’s um die Zukunft, die des
schönen und lustigen Alterns.
Bewegung fängt
dann an richtig Spass zu machen, wenn sie länger als mindestens 20 Minuten
dauerhaft anhält, dann stürmen unsere Endorphine oder das was von ihnen noch
über ist aus den letzten Hirnwinkeln in höher gelegene Etagen der
Weltempfindung und treiben den Motor der Motorik erst richtig an.
Ich gehe
garantiert – Gründe siehe oben - nicht zum Tanztee, aber trotzdem will ich
tanzen. Alternative die Ü 30 Party mit offener Tanzfläche auf welcher ich
sobald die Musik beginnt der einzige Wirbelwind bin und meine Bewegungsmuster
eher als Tourette Syndrom eingeordnet werden, denn als Ausdruck meiner
spontanen Bewegungsfreude zur Musik? Ich habe nie verstanden, warum jüngere
Generationen immer erst eine Stunde lang warten müssen, bevor sie selbst auf
die Tanzfläche schleichen. Sind da innere Hemmschwellen am Platze? Ratschlag:
den eigenen und selbst ja nur eingebildeten Ruf ein guter Tänzer zu sein sofort
öffentlich ruinieren! Denn man weiss doch: ist der Ruf erst ruiniert, lebt
sichs völlig ungeniert. Der Partner-Derwisch lässt nie lange auf sich warten
und siehe da: er oder sie ist dann meistens aus unserer Altersklasse. Das
letzte Drittel des Lebens öffnet alle bislang verschlossenen Türen und wofür
man früher Überwindung glaubte zu brauchen, braucht man heute nur einen gut
organisierten Alterslebens- und bewegungsraum.
Und den werde ich
finden in einem Senior Healthy Ageing Village – so hoffe ich. Das Tanzen auf
öffentlichen Plätzen sollte dort nicht untersagt sein, sondern die Strassen und
Plätze sollten dort mit den blau-weissen Verkehrs-Hinweisschildern belegt
werden: „Tanzen bis zu 30 km/h empfohlen“.
Mal sehen wo es
das gibt…