Samstag, 30. Januar 2016

Gehwerkzeuge im Senior Village

Soweit die Füsse tragen, sollte man sie benutzen. Im Alter tragen sie dich zunehmend weniger weit. Die tägliche Gehstrecke älterer Menschen nimmt fatalerweise ab. Fatal deswegen, weil die tägliche Motorik nachweislich lebensverlängernd und gesunderhaltend wirkt.
Man sollte an einem Ort sich niederlassen, wo tägliche Gehstrecken von mindestens 300 Metern mehrfach täglich zurückzulegen sind. Zur Erledigung von täglichen Bedürfnissen. Oder man benutzt das Fahrrad solange die Gleichgewichtsorgane noch nicht rinks mit lechts velwechsern.
Das bringt mich zum Thema Tanzen. Ich habe das rasend gerne gemacht und zwar ohne vorgegebene Muster wie es der Walzer, der Cha-Cha-Cha, der Tango und die ganzen Klassiker oder sogenannten Modernen vorschreiben. Meiner Meinung nach ist das eher was für unentspannte Krampfhennen (und –hähne), die keine eigene Phantasie besitzen. Ich finde es geht sogar der Ur-Intention des Tanzens zuwider, entsprungen einer verklemmten Bourgeoisie, die sich nicht ganz traute sich selber einen Ausdruck zu verleihen. Oder ist der klassische Tanz etwa genau dieser Ausdruck deren Selbstverständnisses? Das ist eigentlich so egal, dass es schmerzt, weil: es ist Vergangenheit. Hier geht’s um die Zukunft, die des schönen und lustigen Alterns.

Bewegung fängt dann an richtig Spass zu machen, wenn sie länger als mindestens 20 Minuten dauerhaft anhält, dann stürmen unsere Endorphine oder das was von ihnen noch über ist aus den letzten Hirnwinkeln in höher gelegene Etagen der Weltempfindung und treiben den Motor der Motorik erst richtig an.
Ich gehe garantiert – Gründe siehe oben - nicht zum Tanztee, aber trotzdem will ich tanzen. Alternative die Ü 30 Party mit offener Tanzfläche auf welcher ich sobald die Musik beginnt der einzige Wirbelwind bin und meine Bewegungsmuster eher als Tourette Syndrom eingeordnet werden, denn als Ausdruck meiner spontanen Bewegungsfreude zur Musik? Ich habe nie verstanden, warum jüngere Generationen immer erst eine Stunde lang warten müssen, bevor sie selbst auf die Tanzfläche schleichen. Sind da innere Hemmschwellen am Platze? Ratschlag: den eigenen und selbst ja nur eingebildeten Ruf ein guter Tänzer zu sein sofort öffentlich ruinieren! Denn man weiss doch: ist der Ruf erst ruiniert, lebt sichs völlig ungeniert. Der Partner-Derwisch lässt nie lange auf sich warten und siehe da: er oder sie ist dann meistens aus unserer Altersklasse. Das letzte Drittel des Lebens öffnet alle bislang verschlossenen Türen und wofür man früher Überwindung glaubte zu brauchen, braucht man heute nur einen gut organisierten Alterslebens- und bewegungsraum.
Und den werde ich finden in einem Senior Healthy Ageing Village – so hoffe ich. Das Tanzen auf öffentlichen Plätzen sollte dort nicht untersagt sein, sondern die Strassen und Plätze sollten dort mit den blau-weissen Verkehrs-Hinweisschildern belegt werden: „Tanzen bis zu 30 km/h empfohlen“.

Mal sehen wo es das gibt…

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